Samsung-Mittelklasse im Test: Galaxy A55, Vorgänger A54 und S23 FE im Vergleich (2024)

Wer aktuell ein richtig gutes, aber noch erschwingliches Samsung-Handy sucht, bleibt vor allem bei einer Neuheit hängen: beim Galaxy A55 5G. Es ist das Spitzenmodell der aktuellen A-Serie und bringt sowohl technisch als auch in puncto Design einige Neuerungen hervor. Aber ist es wirklich so viel besser als sein Vorgänger, dem mittlerweile deutlich im Preis gefallenen A54? Oder sollte man lieber noch ein paar Euro drauflegen und zum erst Ende 2023 erschienenen Galaxy S23 FE greifen?

Auf den ersten Blick sehen sich die drei Geräte recht ähnlich: Die Front besteht aus einem kontraststarken OLED-Bildschirm mit vergleichsweise dicken Rändern, die Frontkamera ist wie bei den Top-Modellen in einem kleinen Loch innerhalb des Displays versteckt. Der Fingerabdrucksensor ist unter dem Display versteckt. Unterschiede aber gibt es in Größe und Material. Das Galaxy A55 wirkt mit seinem kantigen Alu-Rahmen und der Rückseite und Front aus Gorilla Glass Victus+ am wertigsten. Auch das A54 und das S23 FE tragen vorn und hinten Glas, wenn auch in der älteren Variante Gorilla Glass 5. Beim S23 FE ist der Rahmen ebenfalls aus Alu, beim A54 aber nur aus Plastik – das wirkt zumindest im Direktvergleich etwas billig. Für die Funktion ist die Größe aber wohl wichtiger: Ein richtig großes Display (6,6 Zoll) findet sich im A55, während A54 und S23 FE sich mit 6,4 Zoll begnügen. Wirklich handlich ist aber keins der Modelle, alle Gehäusebreite sind rund 7,7 Zentimeter (cm) breit. Zum Vergleich: In der S24-Serie kommt das kleinste Modell S24 (6,2 Zoll) auf etwas mehr als 7 cm, das S24 Ultra (6,8 Zoll) auf 7,9 cm.

Im Designvergleich gewinnt eindeutig das Galaxy A55 – trotz des größeren Displays ist es ähnlich breit.

Alle Mittelklasse-Modelle im Test haben ein OLED-Display. Entsprechend fantastisch wirken die Kontraste und Farben. Allerdings sind die Kolorierungen etwas übertrieben knallig eingestellt. Mit bis zu 120 Hertz stellen sämtliche Test-Kandidaten bewegte Inhalte oder schnelles Scrollen ruckelfrei. Für statische Inhalte, also etwa beim Lesen von Texten, wird die Bildwiederholrate auf 60 Hertz etwas reduziert. Die weitaus feiner abgestimmte dynamische Regelung des S24 Ultra, die zum Stromsparen sogar auf bis zu 1 Hertz (!) herunterregeln kann, gibt es in dieser Preisklasse aber nicht. Unterschiede finden sich bei der Helligkeit – wichtig für alle, die auf ihrem Handy auch draußen im Sonnenlicht noch etwas erkennen wollen. Unter den Mittelklasse-Modellen gewinnt das A55 mit über 1.500 Candela pro Quadratmeter (cd/m2), während das A54 und A23 FE mit 1.300 cd/m2 nicht ganz so hell sind. Zur Einordnung: Damit ist das A55-Display ähnlich hell wie der Bildschirm des letztjährigen Top-Modells S23 Ultra. An das Niveau des neuen Spitzenreiters S24 Ultra mit rund 2.500 cd/m2 kommt aber die Mittelklasse längst nicht heran. In der Praxis zeigt sich das wie folgt: Draußen in direkter sommerlicher Sonneneinstrahlung ist nur das S24 Ultra gut zu benutzen.

Auch den Display-Test in der Mittelklasse gewinnt das A55.

Die Prozessorleistung ist normalerweise ein recht verlässlicher Indikator für die Leistungsunterschiede zwischen S- und A-Serie. Doch zumindest beim Vergleich von A-Serie und der "Fan Edition", also den FE-Varianten der S-Klasse, ist das anders. Das liegt auch an der merkwürdigen Prozessorwahl der Koreaner für ihr neues Einsteiger-S-Modell S23 FE. Denn in diesem steckt ein zwei Jahre alter Prozessor, der Anfang 2022 im Galaxy S22 das Licht der Welt erblickt: der Exynos 2200. Nicht falsch verstehen, der ist nicht langsam. Doch in manchen Tempotests wird er vom brandneuen Exynos 1480 im A55 mindestens eingeholt. Zudem ist er im modernen 4-nm-Verfahren gefertigt und sollte daher potenziell recht sparsam arbeiten. Teils wechselt die Poleposition je nach Benchmark: Im Geekbench-5-Test liegt das A55 vorn, im Geekbench 6 das S23 FE. Bei Spielen ist der Exynos 2200 wiederum klar besser. Deutlich langsamer als beide ist wiederum der Exynos 1380 im A55-Vorgänger Galaxy A54. Apropos Tempo: Alle Modelle haben schnellen 5F-Mobilfunk an Bord, bei WLAN kommen die A-Modelle mit Wifi 6 – das S23 FE kann Wifi 6E.

Für Spiele ist das S23 FE die bessere Wahl, sonst liegt das A55 oft gleichauf.

Alle Mittelklasse-Modelle im Test tragen auf der Rückseite drei Kameras, darunter eine Hauptkamera mit einer Auflösung von 50 Megapixeln und einer Ultraweitwinkellinse mit 12 Megapixeln. Doch im Detail gibt es Unterschiede: Die A-Modelle haben als dritte Kamera nur ein Makro (5 Megapixel) ohne Autofokus. Wer viel Geduld und eine ruhige Hand hat, kann damit aus einigen Zentimetern Entfernung schöne Aufnahmen etwa von Pflanzen oder Insekten machen. Makro-Schnellschüsse werden aber oft unscharf, denn es gibt keinen Autofokus. Sinnvoller ist die dritte Kamera des S23 FE, ein dreifach optisches Tele. Die Qualität der Hauptkameras liegt nah beieinander, die besten Fotos macht das S23 FE, gefolgt vom A55 und A54. Beim Zoom waren erwartungsgemäß nur die Aufnahmen des S23 FE brauchbar – wenn sie auch nicht mal annähernd so gut ausfallen wie die des S24 Ultra mit seinem Doppel-Tele. Und obwohl die A-Modelle bei der Frontkamera mit 32 Megapixeln protzen, schoss das S23 FE mit seiner eher bodenständigen 10-Megapixel-Auflösung die besten Bilder.

Wer Fotos machen will, sollte zur S-Serie greifen – an dieser Regel ändert auch das neue A55 nichts.

Die A-Serie hat eine fast identische Akku- und Ladeausstattung: 5.000 mAh (Milliamperestunden) Kapazität, Ladeleistung mit maximal 25 Watt, kein induktives Laden. Das S23 FE hat zwar nur 4.500 mAh Kapazität, lässt sich aber neben der 25-Watt-Kabelverbindung auch induktiv laden und lädt optional auch andere Geräte über die Rückseite auf – so braucht man im Hotel etwa nur ein Ladekabel, um Headset und Handy über Nacht mit Strom zu versorgen. Wichtiger aber ist die Laufzeit: Hier gewinnt das A55 vermutlich dank seiner modernen stromsparenden Hardware mit gut elfeinhalb Stunden, gefolgt vom A54 mit gut elf Stunden. Das S23 FE ist bei einem kleineren Akku (4.500 mAh) mit gut neun Stunden deutlich abgehängt. An dieser Stelle aber sei daran erinnert, was für ein Dauerläufer im Vergleich zu all diesen Modellen das S24 Ultra mit seinen gut fünfzehneinhalb Stunden (15:35 h) ist.

In der Mittelklasse ist das A55 der Dauerläufer – kommt aber nicht an das viel teurere S24 Ultra ran.

Im Vergleich zu früher ist in diesem Jahr eine Sache anders: Die Aufregung um künstliche Intelligenz (KI oder auch englisch AI für Artifical Intelligence) hat auch das Handy erfasst. Die Samsung-S24-Modelle waren die ersten Smartphones überhaupt, bei denen ein Hersteller KI (bei Samsung "Galaxy AI" genannt) ins Zentrum rückte und tatsächlich praktische Anwendung in der Software integrierte: Live-Übersetzungsassistent für Telefonate, Umwandlung von Diktaten und Interviews in Text, Ersetzen störender Bildbereiche durch per KI errechneter Elemente und mehr. Wer will, kann dabei alle Funktionen deaktivieren, bei denen Daten mit der Cloud ausgetauscht werden. Dank des jüngsten Updates auf OneUI 6.1 kommen auch andere Samsung-Smartphones in den Genuss dieser "Galaxy AI" – doch die A-Serie ist nicht dabei, dafür aber die Top-Modelle inklusive des S23 FE. Möglicherweise reicht die Prozessorleistung nicht für die lokale Ausführung von KI-Funktionen – oder Samsung will die Galaxy AI zum Merkmal seiner Flaggschiffe machen. Wer die künstliche Intelligenz genießen will, dem bleibt in der Mittelklasse nur der Griff zum S23 FE. Die beeindruckend lange Update-Garantie von sieben Jahren für große Android-Versionen gibt Samsung leider lediglich für das S24, in der Mittelklasse sind es nur vier Jahre – also bei A54 und S23 FE mindestens bis 2027, beim A55 bis 2028 (Android 18).

Künstliche Intelligenz gibt es, Stand jetzt, nur beim S23 FE

Für die allermeisten, die sich für ein gutes Mittelklasse-Handy interessieren, ist das Galaxy A55 der klare Gewinner: das beste und größte Display, das wertigste Design, die beste Akku-Laufzeit – und eine ordentliche Kamera. Wer aber Extras wie die kleine Tele-Kamera, HDMI-Anbindung oder die vielen neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz schätzt, liegt mit dem S23 FE richtig – das dennoch weit hinter der Technik-Power des aktuellen Top-Modells S24 Ultra zurückbleibt. Doch das S24 Ultra kostet eben auch das Vierfache. Für das A54 spricht der Preis und die Tatsache, dass es insgesamt gar nicht sooo viel schlechter ist als sein Nachfolger A55.